Zeitzeugen in der Hebbelschule

Erster Artikel 

Am Mittwoch, den 13.März 2019 kam eine der betroffenen Familien des Fukushima Unglücks in die Hebbelschule in Kiel, um als Zeitzeugen von dem tragischen Atomunglück zu berichten. Die Familie Kusano ist eine von vielen, die immer noch unter den schweren Folgen des Atomunfalls am 11.März 2011 zu leiden hat. Die Mutter ist mit ihren zwei Söhnen (11 und 16) seit 8 Jahren auf der Flucht. Ihr Zuhause mussten sie für immer verlassen. Bei der Erinnerung an ihr altes Leben kommen Frau Kusano die Tränen. Noch immer leidet sie unter dem emotionalen Druck ihrer Situation.Auch ihre beiden Söhne haben mit der Situation zu kämpfen. Durch einen sehr emotionalen Brief des 16jährigen Nazukis wird klar, er hat nicht nur mit der Trennung von seinem Vater, den Erinnerungen an die Flucht und die Tatsache, dass er nie wieder in sein altes Leben zurückkehren können wird zu kämpfen. Sondern auch mit massivem Mobbing, aufgrund seiner ohnehin schon tragischen Situation. Durch die Erzählungen der Familie, die alles hautnah miterlebte, wird ebenfalls klar, wie wenig die Regierung auch nach dem schweren Unglück für die Betroffenen tut. Nicht nur die Verfälschung von Messwerten und die Verharmlosung der Situation, nun sollen „freiwillige“ Flüchtlinge auch noch in ihr altes immer noch verstrahltes zu Hause zurückkehren.Was dann aus Familien wie den Kusanos wird ist fraglich. Fest steht für die Neuntklässler waren die Stunden zusammen mit den Zeitzeugen ein sehr prägendes Erlebnis, dass auch in Zukunft noch betimmt noch für viele Gedanken sorgen wird.

 

Zweiter Artikel

Eine Familie aus Fukushima

Am 11. März 2011 ereignete sich in Fukushima, einer Stadt an der süd-östlichen Küste Japans, ein folgenschweres Erdbeben der Stärke 7 auf der Erdbebenskala (JMA-Skala). Auf Grund des Bebens entstand eine 15 Meter hohe Tsunami-Welle, die um 15 Uhr (Ortszeit) auf die Küste traf und im lokalen Atomkraftwerk Daiichi, das mit voller Wucht getroffen wurde, die Stomversorgung unterbrach. Dies hatte zur Folge, dass die Reaktoren 1-3 aufgrund mangelnder Kühlung überhitzten. Hierdurch entstanden Schäden an den Reaktoren und an den Abkühlbecken. Es kam zu einer Kettenreaktion. Wasserstoff wurde freigesetzt, es kam zu Kernschmelzungen in den Reaktoren und in den Folgetagen zu mehreren  Explosionen. Während die örtlichen Hilfskräfte versuchten die tragische Situation in den Griff zu bekommen, wurde die austretende Strahlung vom Wind landeinwärts getragen.

Acht Jahre später, am Mittwoch, den 13. März 2019, besuchte uns (9. Jahrgang der Hebbelschule) eine der vom Unglück betroffenen Familien. Sie erzählten uns von den tragischen Geschehnissen und dessen immer noch anhaltenden Folgen. 

Zu Besuch war die Mutter (45 Jahre) mit ihren beiden Söhnen (11 und 16 Jahre). Sie fahren zur Zeit durch Schulen Europas. Ermöglicht wird dies von der Heinrich-Böll-Stiftung. Am Ende ihrer Reise steht ein Besuch beim Papst Franziskus an. Für diesen besonderen Anlass hat der 16 jährige Sohn Nazumi einen sehr bewegenden Brief geschrieben. Der uns Schülern, ins Deutsche übersetzt, auch vorgelesen wurde.

Er enthält für einen Jungen seines Alters ernstzunehmende und sehr bedrückende Gedanken, denn er erfuhr aufgrund seines Schicksals viel Leid. Er war gezwungen mit seiner Familie sein gesamtes bisheriges Leben hinter sich zu lassen und in eine Notunterkunft nach Tokio zu ziehen. Er verlies seine Heimat, seine Schule und damit alle seine Freunde. Auf der neuen Schule wurde er gehänselt, da seine Mitschüler Angst vor im hatten. Sie verstanden nicht, was ihm zugestoßen war oder hatten Angst vor der Strahlung. Dazu kam, dass die Familie eine sehr lange Zeit vom Vater getrennt leben musste. Er war in ihrem alten Heimatort zurück geblieben und arbeitete dort weiterhin, um die Familie zu ernähren. Ein weiterer Punkt, der uns sehr erschüttert hat, war die fehlende Unterstützung des Staates, welcher keinerlei Verantwortung gegenüber den Geschädigten zeigte.

Nach nur acht Jahren versucht die Japanische Regierung die Opfer der Katastrophe davon zu überzeugen, dass die Strahlung beseitigt wurde bzw. dass die Reststrahlung keine gesundheitlichen Risiken mehr darstellt. Mit dem Sammeln von Unterschriften versuchen die Opfer, die Schließung der Notunterkünfte zu verhindern. Die Familie hat Angst vor der Strahlung und traut sich noch nicht in ihre Heimat zurück. 

Nach diesem erschreckenden Bericht war die Stimmung im neunten Jahrgang der Hebbelschule sehr bedrückt. Keiner konnte sich dieses schreckliche Schicksal vorstellen.

 

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